Doppelte Steuer

Sobald im Erbfall Auslandsvermögen auftaucht, stellt sich die Frage, welcher Finanzminister in welchem Land welchen Anteil fordert. Im schlimmsten Fall kann es zur doppelten Besteuerung kommen. Ein Beispiel: Der verstorbene Horst hinterlässt ein Haus am Müggelsee, eine Finca auf Mallorca, Bankvermögen in Deutschland, ein Wertpapierdepot in der Schweiz und ein kleines Konto in Spanien. Erbe wird sein Sohn Rudi, der in Amsterdam lebt. Neben dem deutschen Finanzminister könnten bei den Finanzbehörden in den Niederlanden, der Schweiz und in Spanien die Korken knallen. Und es besteht die Gefahr der doppelten und dreifachen bis vierfachen Besteuerung.

 

Es wird schon schwierig genug, den spanischen Grundbuchbeamten und den Schweizer Bankangestellten davon zu überzeugen, den Erbschein des Nachlassgerichts Köpenick zu akzeptieren. Vielleicht intervenieren ja auch andere Familienmitglieder, weil sie meinen, dass der Rudi nicht alles alleine kriegen sollte. Aber wer kann jetzt alles die Hand aufhalten? Der niederländische Finanzminister wird argumentieren, dass der Erbe am Todestag seinen Hauptwohnsitz in Amsterdam hatte und Rudi deshalb das gesamte Erbe in Holland versteuern muss. Der deutsche Finanzminister ist der Meinung, dass der Lebensmittelpunkt des Erblassers und die Staatsangehörigkeit von Erblasser und Erbe ihm die Besteuerung des gesamten Nachlasses ermöglichen. Der spanische Finanzminister ist der Überzeugung, dass die Vererbung einer spanischen Immobilie und spanischen Bankvermögens in Spanien zu versteuern ist. Dasselbe denkt der Schweizer Finanzminister bzgl. des Wertpapierdepots.

 

Möglicherweise wird Rudi also zunächst einmal von vier Finanzministern angeschrieben. Da ist es gut, dass es sogenannte Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) gibt. Das sind keine Abkommen, die ermöglichen sollen, dass man doppelt Steuern zahlt. Vielmehr sollen die sogenannten DBA verhindern, dass doppelt und dreifach in voller Höhe versteuert wird. Solche Doppelbesteuerungsabkommen hat die Bundesrepublik Deutschland mit zahlreichen anderen Staaten geschlossen. Inhaltlich stimmt vieles überein, aber letztendlich kommt es natürlich auf die Feinheiten an.